Die regen Würmer
Ein Beitrag von Wolfram Franke
Mit Regenwetter haben die Regenwürmer wenig zu tun. Doch ihre emsige Tätigkeit im Boden wusste man bereits im Mittelalter zu schätzen und nannte sie deshalb die »regen Würmer«. |
Regenwurm-Wanderkasten
Ein Regenwurm-Wanderkasten wird in die Erde hineingemauert. Eine Wand aus Gitterziegeln in der Mitte teilt ihn in zwei gleich große Kammern. In meinem Regenwurmwanderkasten ist jede Kammer 90 x 90 cm groß Eine Empfehlenswerte Tiefe für die erfolgreiche Wurmkompostierung ist 70 cm.
Kompost zwischen Stauden
Mein Regenwurmkasten ragt vom Niveau des Gartens an der Vorderseite gesehen lediglich 20 cm tief in den Boden, von den drei anderen Seiten umschließt ihn das Erdreich eines auf 50 cm erhöhten Staudenbeets. An der Vorderseite habe ich Öffnungen mit Schiebebrettern eingebaut. Wenn ich sie entferne, kann ich bequem Regenwurmerde entnehmen. Von oben sind die beiden Kammern mit zwei Deckeln vor Sonne und Regen geschützt.
Gefräßige Tennessee Wiggler
Man füllt die erste Kammer mit zerkleinerten Garten- und Küchenabfällen, gerade so wie sie anfallen, und vermischt das Ganze immer wieder einmal. Hinzu kommt auf jede Lage fein gepudert Urgesteinsmehl als mineralische Komponente. Wurde die Kammer zum ersten Mal gefüllt, wartet man, bis die Abfälle etwas angerottet sind. Dann werden Kompostwürmer eingesetzt, die man von einer Regenwurmfarm schicken lassen kann. Als besonders gefräßig gilt die aus Amerika eingeführten Variante des Kompostwurms, der Tennessee-Wiggler.
Nun beginnen die Kompostwürmer ihr gutes Werk: Sie fangen an zu fressen und sich zu vermehren, was das Zeug hält. In ihrem Darm verbinden sie die Mineralien des Gesteinsmehls mit der organischen Masse der Garten und Küchenabfälle. Kaffeesatz und Teeblätter regen den Appetit und die Vermehrungsfreudigkeit der Würmer besonders an – so geht auch bei Ihnen die Liebe durch den Magen! Das Ergebnis ihres emsigen Wirkens im Verborgenen, der Regenwurmkot, besteht aus wertvollen nährstoffreichen Bodenkrümeln, den »Ton-Humus-Komplexen«, mit einem hohen Speichervermögen für Wasser und Nährstoffe.
Während die Würmer in der ersten, gefüllten Kammer fleißig arbeiten, füllt man allmählich die zweite Kammer. Haben nun die Würmer in der ersten Kammer ihr gutes Werk getan, ihren Nahrungsvorrat aufgezehrt und in wertvollen Regenwurmkompost verwandelt, wandern sie durch die Gitterziegelwand in die zweite Kammer, wo sie ihr neues Schlaraffenland finden.
Schlaraffenland für Würmer
Und während sie sich dort durchfressen, können Gartenfreundin und Gartenfreund das »Schwarze Gold« aus der ersten Kammer entnehmen.
So richtige Arbeit habe ich mit meinem Regenwurm-Wanderkasten eigentlich nur, wenn ich die fertige Regenwurmerde aus der Kammer heraus schaufle und auf den Beeten verteile. Die Vorarbeit erledigen Tausende von meinen »regen Würmern« innerhalb eines Jahres – im Verborgenen, denn: Es schmatzen die im Dunkeln, die im Lichte schmatzen nicht ...
Text und Fotos: Wolfram Franke